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Tacos mit Rinderzunge | Tacos de Lengua

Zu meinen Vorsätzen generell noch weniger Fleisch zu konsumieren, gehört auch, mich an der Verwertung von "weniger hochwertigen", bzw. ich würde eher sagen, unbeliebten Fleischabschnitten zu versuchen. 
Vor ein paar Jahren hab ich deshalb schon einmal eine Rinderzunge besorgt und die dann auch mit den besten Vorsätzen zubereitet. Als es daran ging sie zu probieren, war es mit dem Enthusiasmus allerdings nicht mehr so weit her. Mein Mann hat sich nach einem winzigen Probierstück geweigert die Zunge zu essen und sie mir dadurch derart madig gemacht, dass ich mich auch nicht mehr überwinden konnte. 
Mich hat diese unerfreuliche Begegnung bis heute nicht losgelassen, denn anders als beispielsweise bei Leber, hat Zunge ja keinen strengen Geschmack, sondern schmeckt halt einfach nach Fleisch.
Im Zuge meiner Überlegungen, mit was ich mich in diesem Jahr beschäftigen und welche Rezepte ich Euch vorstellen möchte, hab ich mir deshalb überlegt, mich diesem "Trauma" noch einmal zu stellen und eine Rinderzunge so zuzubereiten, dass sowohl ich, aber noch schwieriger, auch mein Mann sie mögen wird.
Ich hab aus diesem Grund in unserer "All-you-need-is"-Planungsgruppe rumgefragt und es haben sich tatsächlich noch einige hartgesottene Blogger gefunden, die sich ebenfalls ihren "Kulinarischen Albträumen" stellen möchten. Die Geburtsstunde von Früher Pfui, heute Hui! Wir stellen uns unseren kulinarischen Albträumen.
In einem kleinen, aber feinen Rahmen stellen Euch heute also insgesamt 9 Blogger Rezepte mit Lebensmitteln vor, vor denen es ihnen eigentlich graust. Ich bin selbst schon riesig gespannt auf diese Rezepte!

Tacos mit Rinderzunge | Tacos de Lengua

Zugegeben, ich könnte diesen Event mit Sicherheit über einige Monate fortführen, denn für eine Foodbloggerin bin ich unerwartet krüsch. Meine No-Go-Liste wird angeführt von Leber, Zimt und Rosenkohl, dahinter geht es aber noch fröhlich weiter, denn Erbsen, Rosinen, Okraschoten, Stinkerkäse, Kokosnussmilch, Datteln, Kümmel und Orangeat stehen auf meiner Beliebtheitsskala ebenfalls nicht gerade an erster Stelle.
Mein Mann ist sogar noch deutlich anstrengender, er verweigert sich ebenfalls Nüssen, Mandeln, Kirschen, Spinat, Pilzen und Spargel. Ihr seht also, es ist ein Wunder, dass wir überhaupt etwas auf den Tisch bekommen!

Konsequent wäre wahrscheinlich gewesen, wenn ich mir als Herausforderung Leber herausgesucht hätte, aber dazu wird es in diesem Leben nicht mehr kommen. Leber und ich, das geht nicht zusammen, denn nachdem sie mir als Kind bei einem Restaurantbesuch untergeschummelt wurde, ist Leber meine absolute kulinarische Nemesis und wird es auch immer bleiben. Zunge ist da die eindeutig bessere Wahl, denn hier ist nicht der Geschmack das Problem, sondern das Aussehen. 

Tacos mit Rinderzunge | Tacos de Lengua

Wenn der Geschmack nicht das Problem ist, warum ist das Aussehen der Zunge dann so wichtig?

Nachdem die Zunge und ich uns schlussendlich angefreundet hatten (dazu später noch mehr) habe ich lange überlegt, was denn das eigentliche Problem war, denn ich hab ja ansonsten kein Problem im Umgang mit Fleisch. Ich löse Knochen aus, nehme Fische aus und hab schon als Teenager Kaninchen "abgezogen". Das alles stellt für mich keine große Herausforderung dar, aber eine Rinderzunge sieht optisch halt aus wie eine übergroße menschliche Zunge und anstatt sie einfach nur zu kochen und dann evtl. noch in Scheiben zu schneiden, muss man sie zu allem Überfluss schälen, d.h., nach dem Kochen die feste, ledrige Haut entfernen. Dieser Schritt, währenddessen die Zunge immer noch aussieht wie eine Zunge und nicht wie ein "typisches" Stück Fleisch, den galt es zu überwinden. 
Ich habe mich deshalb dazu entschlossen, die Zunge diesmal vor dem Verzehr so klein zu schneiden, dass sie nicht mehr als solche zu erkennen ist und bin bei der Suche nach passenden Rezepten auf Tacos de Lengua gestoßen.

Rinderzunge, roh



Tacos de Lengua sind nichts anderes als Tortillas gefüllt mit sehr kross gebratenem Zungenfleisch und allerlei Salaten, Salsa, Saucen - was eben so da ist. 
Da Zunge im Vergleich zu anderen Fleischabschnitten recht fett ist, wird sie beim Anbraten auch enorm kross, perfekt für Tacos!

Ich war so begeistert von der Konsistenz und dem Geschmack des Zungenfleischs, dass ich die angebratenen Streifen am liebsten schon direkt aus der Pfanne weggenascht hätte. Ok, ein nicht unwesentlicher Teil ist tatsächlich auch direkt in meinem Mund gelandet, aber das ließ sich nicht vermeiden, denn ZUNGE SCHMECKT SO LECKER! Das ich das noch einmal sagen würde... Ich war mit dieser Begeisterung übrigens nicht allein, denn sogar mein Mann konnte sich kaum beherrschen und hat so manchen Taco weggefuttert. 
Auf jeden Fall werde ich zukünftig wieder Zunge zubereiten, als Nächstes steht ein Ragout an und ich möchte sie auch noch einmal wie ein Schnitzel in Scheiben schneiden, panieren und dann braten. Hach, bei dem Gedanken daran läuft mir schon das Wasser im Mund zusammen! Mit Sicherheit ist Zunge nicht das einfachste Stück Fleisch, denn dafür benötigt sie zu viel Vorbereitung, die Arbeit lohnt sich aber auf jeden Fall!

Tacos mit Rinderzunge | Tacos de Lengua
Damit aus den angebratenen Zungenstreifen ein perfekter Taco wird, habe ich außerdem noch einen sehr leckeren Salat zubereitet, den Ihr unabhängig von den Tacos unbedingt probieren solltet, denn er schmeckt einfach sensationell. Das Sesamöl-Dressing harmoniert perfekt zu den Gemüsesorten und das Beste ist, er hält sich locker 2-3 Tage und wird währenddessen sogar noch besser. 

Die fruchtige Note bekommt der Taco durch eine Pomelo-Sharonfrucht-Salsa, ebenfalls ein neuer Favorit von uns. Vor einigen Jahren war ich noch kein großer Fan von herzhaften Gerichten, in denen Obst verarbeitet wird, mittlerweile habe ich aber auch diese Abneigung überwunden und liebe Salsas und Salate mit Obst und Gemüse kombiniert.

Tacos mit Rinderzunge | Tacos de Lengua

Für mich war dieser Event ein voller Erfolg. Ich habe meine irrationale Abneigung gegen Zunge überwunden und sogar ein neues Lieblingsessen gefunden. Besser hätte es gar nicht laufen können, oder?

Jetzt aber nichts wie ab in die Nachbarschaft, denn auch dort erwarten Euch Rezepte und Geschichten von Foodbloggern, die sich ihren kulinarischen Albträumen gestellt und ich hoffe, ebenfalls neue Lieblingsgerichte entdeckt haben. 

Ich wünsche Euch viel Spaß beim Stöbern in den Rezepten dieser ganz besonderen Eventrunde und hoffe, dass wir alle zukünftig noch offener für neue Dinge sind und alten Intimfeinen eine zweite Chance geben.

Lebkuchennest Saumagen mit karamellisierten Zwiebeln auf Wurzelpetersilienpüree | Kleines Kuliversum Rosenkohl mit Harissa und Joghurt | LECKER&Co Leberpastete mit Cranberry-Birnen-Sauce | fräulein glücklich Kindheitstrauma {Handkäs mit (roter Beete) Musik} | Langsam kocht besser Kalbsleber Berliner Art | pinch of spice Steckrüben-Waffeln | SavoryLens Geröstete Rosenkohlsuppe mit karamellisierten Pekannüssen und Cranberries | Teekesselchen Rosenkohlsuppe mit Birnentopping (vegan)

Tacos mit Rinderzunge | Tacos de Lengua

Tacos mit Rinderzunge | Tacos de Lengua

Zutaten
1 Rinderzunge, sous-vide gegart (s.u.)
Tortillafladen, hausgemacht oder gekauft*
Sellerie-Karotten-Salat (s.u.) 
Pomelo-Sharonfrucht-Salsa (s.u.)
Joghurt-Sauce (s.u.)

Zubereitung
Die Tortillafladen mit den angebratenen Rinderzungenstreifen und etwas Salat und Salsa füllen. Mit der Joghurtsauce beträufeln und servieren.

Rinderzunge, sous-vide gegart

Zutaten
1 Rinderzunge, ca. 1,7 kg
2 EL Sojasauce*
½ TL schwarzer Pfeffer, grob zerstoßen
1 TL Sichuan-Chiliöl, hausgemacht
2 Lorbeerblätter
6 Stiele Koriander
3 EL Olivenöl*
Salz
frisch gemahlener schwarzer Pfeffer

Zubereitung
Die Rinderzunge unter Wasser abspülen und gründlich trockentupfen. Zusammen mit den anderen Zutaten in einen Vakuumbeutel geben und fest verschließen. 
Für 24 Stunden im Kühlschrank marinieren, dann für 18 Stunden bei 80°C im Sous-Vide-Bad garen.
Die Zunge herausnehmen und im Beutel abkühlen lassen. Mit einem scharfen Messer die harte Lederhaut abschälen, dann die Zunge erst in Scheiben und anschließend in Streifen schneiden. In einer Pfanne sehr scharf anbraten und mit Salz und Pfeffer würzen. Wie oben beschrieben servieren.

Sellerie-Karotten-Salat

Zutaten
200 g Staudensellerie, fein gehackt
250 g Knollensellerie, grob geraspelt
300 g Fenchel in sehr feinen Streifen
300 g Karotten, grob geraspelt
eine große rote Zwiebel, in hauchdünnen Streifen
100 ml Reisessig*
70 ml Rapsöl
6 EL Knoblauchhonig, hausgemacht
Salz
frisch gemahlener schwarzer Pfeffer

Zubereitung
Alle Zutaten in einer Schüssel vermischen und nach Geschmack mit Salz und Pfeffer abschmecken. Für mindestens eine Stunde ziehen lassen, der Salat lässt sich aber auch schon am Vortag zubereiten.

Pomelo-Sharonfrucht-Salsa

Zutaten
500 g Pomelo-Fleisch, ausgelöst (1 halbe)
300 g Sharon-Frucht, in Würfeln
½ rote Zwiebel in hauchdünnen Ringen
1 TL Sichuan-Chiliöl, hausgemacht
2 EL dunkles Sesamöl*
Saft einer Limette
½ TL Fenchel-Pollen*
1 TL Honig
¼ TL Salz
frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
1 Handvoll frischer Koriander, fein gehackt


Zubereitung
Die Pomelostücke etwas auseinanderzupfen und zusammen mit den Sharonfruchtwürfeln und den Zwiebelstreifen in einer Schüssel vermischen. Aus den restlichen Zutaten ein Dressing zubereiten und zu dem Obst geben. Vermischen und kurz ziehen lassen, dann servieren.

Joghurt-Sauce

Zutaten
250 g türkischer Joghurt (10%)
50 ml Kefir*
100 g eifreie Mayonnaise, hausgemacht
¼ TL Cumin*
Salz
frisch gemahlener schwarzer Pfeffer

Zubereitung
Alle Zutaten in eine Schüssel geben, glatt rühren und nach Geschmack mit Salz und Pfeffer abschmecken. Zu den Tacos servieren.
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