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Rinderfond

Habt Ihr n büschen Zeit mitgebracht? Wir verbringen heute nämlich den Tag in der Küche und bereiten uns auf den Sommer vor. Also nicht direkt, wir sorgen nur dafür, dass wir im Sommer nicht plötzlich vor nem leeren Vorratsregal stehen und keinen Rinderfond mehr haben und dann womöglich bei 40°C im Schatten stundenlang die Wohnung aufheizen - heut wird also mal wieder reichlich eingekocht und eingeweckt!

Neben Gemüse- und Hühnerfond gehört Rinderfond für mich zu den am häufigsten verwendeten Fonds. Ich brauche ihn sehr viel seltener als meinen Allrounder Gemüsefond, aber für eine leckere Rindersauce braucht man nunmal nen Rinderfond - ohne geht's nicht. Wie sollte man auch sonst auf die Schnelle Nudeln mit Sauce aus dem Hut Glas zaubern?

Wir immer, wenn es um Fond geht, gilt das Motto "Viele Wege führen nach Rom" ich stelle hier und jetzt also meine Variante vor, die selbstverständlich keinen Absolutheitsanspruch geltend macht, sondern eben nur meine Variante ist. Punkt.

Rinderfond
Bevor man einen Rinderfond ansetzt, muss man sich erstmal überlegen, wofür er verwendet werden soll, denn danach richten sich die Zutaten, bzw. die Flüssigkeit, mit der der Fond angesetzt wird, das kann Wasser, aber auch Weiß- oder Rotwein sein
Die Wasservariante bietet sich für alle an, die keinen Alkohol trinken möchten oder dürfen (N E I N, der Alkohol verdampft nicht vollständig! Eines der ärgerlichsten Küchen- märchen überhaupt und für Alkoholiker, für die es auch auf kleinste Mengen Alkohol ankommt, sicher manches Mal ein großes Problem), während die Weinsorte neben dem Geschmack, auch noch wesentlich die Farbe des Fonds beeinflusst.
Ich verwende Rinderfond hauptsächlich für dunkle Saucen und als Zugabe für Schmorgerichte, daher bevorzuge ich die Rotweinvariante, mit seeeeehr viel Rotwein. Wenn Ihr Euch für einen Weißwein oder Wasser entscheidet, wird Euer Fond ein ganzes Stückchen heller. 
Da ich von Wein absolut ganz und gar keine Ahnung habe (noch weniger als von vielen anderen Dingen, die ich hier immer so von mir gebe ;o) ), mein Mitesser zwar ne Menge von Whisky versteht, aber auch keine ausgewiesene Weinkoryphäre ist, frage ich immer, wenn ich eine Flasche Wein brauche - und sei es auch "nur" einen Kochwein - den Weinhändler bei uns ums Eck. Dort kann ich ganz ungezwungen sagen, wofür ich ihn brauche und bekomme immer den passenden Tropfen, auch nicht wirklich viel teurer als in der Edeka-Weinabteilung. Bevor Ihr also den kleinen Etiketten im Discounter vertraut und später zuhause feststellt, dass der Wein doch nicht der richtige ist, fragt mal in Eurer örtlichen Weinhandlung nach - wäre doch schade, wenn die Sauce oder der Braten misslingt, nur weil Ihr 1-2 Euro am Wein gespart habt.

Bei der "Zusammenstellung" der Knochen schau ich immer, dass ich möglichst fleischige Knochen erwische oder nehme wie dieses Mal noch eine Rinderbeinscheibe dazu. Lasst die Knochen vom Schlachter möglichst klein hacken, dann ist die Oberfläche größer, es bilden sich mehr Röststoffe und der Fond wird besonders aromatisch. Auf jeden Fall sollten auch ein paar Markknochen dabei sein!

Die gesamte Fondkocherei vom Anrösten der Knochen, über das Entfetten, bis hin zum originalverkorkten Glas braucht ca. zwei Tage, bzw. über Nacht
An Tag 1 werden erst die Zutaten angeröstet (ich hab noch nie auf die Uhr geschaut, aber das damit fängt's schon an, das dauert!), dann geht alles ab in den Topf und kocht ca. 8 Stunden (oder mehr, je nach Vorliebe), wird dann durchgesiebt und darf bis zum nächsten Tag abkühlen. 
Tag 2 beginnt mit dem Abheben der Fettschicht. Ich entfette den Fond nicht 100%ig, sondern lasse einen kleinen Rest zurück, die bildet nach dem Einkochen eine dünne feste Schicht und erhöht die Haltbarkeit des eingekochten Fonds. Nach dem Entfetten wird der Fond entweder portionsweise eingefroren oder es geht mit dem Einwecken weiter. Nach ungefähr einer weiteren Stunde sind die Gläser dann fertig eingekocht, müssen nur noch abkühlen und können dann beschriftet ins Regal wandern. 

Oft wird ja gesagt, dass Fondkochen keinen großen Aufwand bedeutet, sondern sich nebenbei von selbst erledigt. Finde ich nicht. Fondkochen ist schon ein recht großer Aufwand, besonders wenn der Fond auch noch eingeweckt wird - das Ergebnis entschädigt den Aufwand aber 100%ig. Selbstgekochter Fond schmeckt um ein Vielfaches besser als das Zeugs aus dem Glas, probiert es daher unbedingt mal aus!


Zutaten für ca. 4 l Rinderfond

4 kg Rinderknochen, darunter gerne ein paar Markknochen oder
3 kg Rinderknochen (auch hier wieder 2-3 Markknochen) und 1 Rinderbeinscheibe
Raps- oder Olivenöl 
3 Karotten 
1/2 Knollensellerie 
1 Stange Lauch
2 Gemüsezwiebeln 
1 TL Tomatenmark 
3 Lorbeerblätter
1 Bouquet garni 
1 Flasche Weiß- oder Rotwein 
ca. 5 l Wasser

Zubereitung 
Die Knochen unter fließendem kalten Wasser gründlich abspülen, dann trocken tupfen und nebeneinander auf ein Backblech legen. Mit etwas Öl benetzen und bei 200°C rösten, bis die Knochen rundherum gebräunt sind, zwischendurch drehen. 
In der Zwischenzeit das Gemüse putzen und die Zwiebeln quer durchschneiden und die Schnittflächen in der trockenen Pfanne anrösten, bis sie geschwärzt sind. 
Sobald die Knochen gleichmäßig angeröstet sind, das Gemüse darüber verteilen und ebenfalls anrösten lassen. Alles mit Rotwein ablöschen, dafür den Wein in 4 Etappen über die Knochen geben, einkochen lassen und erneut Rotwein dazugeben. 
Alle Zutaten in einen großen Topf geben, einen TL Tomatenmark dazugeben, alles verrühren und ganz kurz anrösten, in der Zwischenzeit den Bodensatz auf dem Backblech gut abkratzen und ebenfalls dazugeben. Mit Wasser auffüllen und bei geringer Hitze (die Flüssigkeit soll nur leise vor sich hinsimmern), ca. 8 Stunden köcheln lassen. 
Die Knochen und das Gemüse mit einer Schöpfkelle entfernen und die Flüssigkeit durch ein mit einem Mulltuch ausgelegtes Sieb passieren. Über Nacht kalt stellen. 
Am nächsten Tag die entstandene Fettschicht abheben und nur einen kleinen Rest zurücklassen. Den Fond entweder portionsweise einfrieren oder wie unten beschrieben, einwecken. 

Einkochen des Fonds im Backofen
Die Gläser und/oder Flaschen gründlich mit Wasser und Spülmittel reinigen, gut ausspülen. Bei 150°C im Backofen für ca. 15 Minuten sterilisieren, herausnehmen und kurz etwas abkühlen lassen. Wenn die Gläser direkt mit dem heißen Fond befüllt werden, platzen sie leicht. Die Deckel in einen Topf geben, mit Wasser und einem Schluck Essig bedecken und zum Kochen bringen. Für 5 Minuten kochen.
Den passierten und entfetteten Fond ca. 5 Minuten sprudelnd aufkochen, in der Zwischenzeit die Deckel der Gläser und Flaschen in einen Topf geben und mit Wasser auffüllen. Zum Kochen bringen und ebenfalls ca. 5 Minuten köcheln. Ich stelle den Trichter, mit dem ich die Gläser und Flaschen befülle, ebenfalls in den Topf, so wird der gleichzeitig sterilisiert. 
Den Fond in die Gläser und Flaschen einfüllen und sofort fest verschließen und auf dem Kopf beiseite stellen. Die Gläser nicht bis zum Rand befüllen, sondern ca. 1 cm Rand lassen. Den Backofen auf 180°C Unterhitze aufheizen, eine Fettpfanne auf unterster Stufe einhängen und ca. 2 cm hoch mit kochendem Wasser befüllen. Die Gläser und Flaschen so nebeneinander in die Fettpfanne stellen, dass sie sich nicht berühren und alles 45 Minuten einkochen. 
Die Gläser im Anschluss aus dem Backofen nehmen, nicht im Backofen auskühlen lassen.

Haltbarkeit 
Mit Haltbarkeitsangaben bin ich grundsätzlich immer sehr zurückhaltend, da die Haltbarkeit der Endprodukte im Wesentlichen von zwei Faktoren abhängig ist, dem Zustand, bzw. der Frische der Zutaten und der Hygiene bei der Zubereitung - auf beides hat das Rezept selbst natürlich keinen Einfluss. 
Vorausgesetzt, Ihr habt wirklich sauber gearbeitet, ist der Fond aber mindestens ein Jahr haltbar - theoretisch. Selbstgekochter Fond ist aber so lecker, dass er garantiert nicht so alt wird. 
Wichtig ist, dass die Deckel beim Öffnen der Gläser und Flaschen ploppen, wie Ihr es auch von gekauften Gläsern kennt. Wenn der Deckel sich leicht öffnen lässt oder sogar nur noch aufliegt, gehört der Inhalt des Glases in den Abfall - so leid es mir tut.
Die Deckel von Gläsern, deren Inhalt verdorben ist, gehören ebenfalls in den Müll, die Gläser selbst könnt Ihr natürlich wiederverwenden, nachdem Ihr sie ausgekocht habt.