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übern Tellerrand, heute: HighFoodality

übern Tellerrand
Als ersten Blogger und Blog des Jahres 2014 darf ich Euch heute Uwe mit seinem Food-blog HighFoodality vorstellen. Einem Blog, der definitiv und ohne jeden Zweifel zu den mit Abstand besten Foodblogs im deutschsprachigen Raum zählt - sag ich jetzt mal so. 
Was zeichnet Uwes Blog aus? Kurz & bündig sind es sicher die Professionalität, das handwerkliche Können und die sehr ausgeprägte Liebe zum Detail, die HighFoodality zu etwas ganz Besonderem machen. 
Uwe kocht auf einem vergleichsweise hohen Niveau, oder anders ausgedrückt - er weiß was er da tut. Seine Rezepte sind gelingsicher, sehr übersichtlich und sorgfältig formuliert und als wäre das nicht schon genug, zu allem Überfluss auch noch großartig in Szene gesetzt. Dass die Fotografie neben dem Kochen Uwes zweite Leidenschaft ist, lässt sich wirklich nicht verleugnen. Mir gefällt diese klare Linie, da versperrt kein unnötiger Schnickschnack den Blick auf das Essen, sondern ganz nach dem Motto Weniger ist mehr, werden die Gerichte und Cocktails wunderschön angerichtet (da kann sich mancher Gastronom eine ganz dicke Scheibe abschneiden) und dann auch schon auf den Auslöser gedrückt. Wie gesagt, kein Schnickschnack. 

Der zweite Grund, weshalb ich Euch HighFoodality ganz besonders ans Herz legen möchte, hat im Grunde nichts mit den vorgestellten Rezepten zu tun, sondern mit der Bedienerfreundlichkeit des gesamten Blogs, denn auch dieses Thema wird bei Uwe ganz GROẞ geschrieben. HighFoodality ist nicht nur insgesamt sehr übersichtlich und mit enorm viel Liebe zum Detail gestaltet, Uwe hat sogar eine Willkommensseite für alle neuen Leser eingerichtet und stellt sich selbst und seinen Blog in einem sehr schön gemachten Video vor. Eine großartige Idee, die ich ihm glatt klauen würde, wäre ich nur nicht so fürchterlich kamerascheu - keine Chance also ;o)
Einmal im Monat verschickt Uwe einen saisonalen Newsletter und belohnt die Abonnenten mit einer PDF-Ausgabe des Cookbooks of Colour - ist es nicht unglaublich, wieviel Arbeit und Sorgfalt in diesem Blog steckt? 

So, bevor ich jetzt aber einen ganzen Roman schreibe und Ihr es nicht mehr zu dem tollen Gastbeitrag und den zwei! großartigen Rezepten schafft, die Uwe Euch mitgebracht hat, mach ich jetzt hier und sofort Schluss und überlasse meinem heutigen Stargast die Bühne. Aber natürlich nicht, ohne Euch gleich im Anschluss rüberzuschicken. Gehet hin, stöbert und staunet - es gibt wirklich eine ganze Menge zu entdecken!

Herzlich willkommen, Uwe!


Als Steph mir einen Gastartikel in ihren heiligen Hallen zugesagt hatte, ging die Gedankenmaschine los: Was kann ich beitragen? Was hat Steph noch nicht auf ihrem Blog? Was könnte Stephs Lesern, also Euch, gefallen? Die Gedankenspiralen endeten immer bei einem netten (kulinarischen) Gruß aus dem Süden Deutschlands in den hohen Norden. Daher möchte ich Euch heute vom maritimen Hamburg in das vergleichsweise bergige Nürnberg entführen und auf einen kleinen (kulinarischen) Spaziergang einladen.

© Uwe Spitzmüller
Die Franken gelten ja vielerorts als eher raue und knurrige Spießgesellen, denen selten ein Lachen oder ein lobendes Wort abzuringen ist. Ein dahingerauntes "Bassd scho." wird mitunter als das höchste Lob verstanden, die kurze Antwort "Doch." auf die Frage "Schmeckt's?" ist beileibe keine Seltenheit und immer positiv gemeint. Aber hinter dieser vermeintlich harten Schale steckt ein weicher Kern: Die Franken sind gesellige Menschen, die sich gerne in urigen Kneipen zu einem guten "Seidla" (Halbliter-Glas, Anm. d. Red.) Bier treffen und die eine oder andere lokale Spezialität genießen. Nirgendwo sonst in Deutschland ist die Dichte kleiner Brauereien so hoch wie in Franken, hier gibt es sie noch, die traditionsbewussten Familienbetriebe, die die lokale Bierbraukunst von Generation zu Generation weitergeben und ihre Produkte in kleinen Chargen an die Bevölkerung verkaufen. Unweit Nürnbergs befindet sich die Fränkische Schweiz, ein Mittelgebirge von unglaublicher Schönheit, tiefen Schluchten, bizarren Felsformationen und einem eigenen Bier-Wanderweg, dem "Fünf-Seidlas-Steig". Dort kann fränkische Braukultur noch hautnah erlebt werden.

© Uwe Spitzmüller
"Nämberch" (Nürnberg, Anm. d. Red.) hat eine lange Geschichte: Nach der Gründung um 1.000 n. Chr. erfolgte ein schneller Aufstieg zu einer wichtigen Handelsstadt, in der gerne die Kaiser des Mittelalters Station machten. Leider wurden viele historische Gebäude während des zweiten Weltkrieges zerstört, so dass die historisch-romantische Schönheit Nürnbergs nicht mehr überall existiert. Dennoch ist ein Spaziergang durch die weitgehend verkehrsberuhigte Innenstadt ein Erlebnis. Wer sich einmal als Tourist in der Stadt aufhält, dem empfehle ich einen Besuch der Kaiserburg, die monumental über der Stadt thront, sowie der historischen Felsengänge unter der Stadt. Einst gruben die vielen Bierbrauer tiefe Keller in den Fels des Burgberges, um dort ihre Bierfässer zu lagern. Über die Jahrhunderte entstand ein riesiges System an Gängen, Kellern und Verbindungen, die zunächst im zweiten Weltkrieg sehr vielen Bewohnern Nürnbergs das Leben retteten und nun für besondere historische Führungen genutzt werden. Ebenso empfehlenswert ist der Besuch des Dokumentationszentrums auf dem Reichsparteitagsgelände, des Albrecht-Dürer-Hauses in der Innenstadt sowie ein Abstecher in das Germanische Nationalmuseum.

© Uwe Spitzmüller
Und da touristische Aktivitäten hungrig machen, darf natürlich eine echte fränkische Stärkung nicht fehlen. Die fränkische Küche ist bekannt für deftige Braten, gute Würste und Sauerkraut - es existieren aber auch eine Reihe von vegetarischen Leckerbissen wie die fränkische Brotsuppe, die aus einer Zeit stammt, als harte Brotecken nicht weggeworfen sondern in Brühe aufgeweicht gegessen wurden.

© Uwe Spitzmüller
Ich habe Euch heute zwei echte fränkische Klassiker mitgebracht - einmal ein Rezept für ein echtes fränkisches "Schäuferla", klassisch serviert mit Rotkraut und Kartoffelklößen sowie fränkische Bratwürste auf einem aromatischen Gin-Rahm-Sauerkraut, was wunderbar zu einem kalten Januartag passt. Doch nun der Reihe nach.

© Uwe Spitzmüller
Für ein "Schäuferla" benötigt Ihr ein wunderschönes Stück Bio-Fleisch aus der Schweineschulter von Eurem Metzger des Vertrauens, immer mit Knochen (von dem das Gericht seinen Namen hat, denn dieser sieht aus wie eine kleine Schaufel) und nicht eingeschnittener Schwarte. Dazu kommen noch ein wenig Suppengrün, fränkischer Majoran, eine Flasche dunkles fränkisches Bier - z. B. vom Altstadtbrauhof, der einzigen noch erhaltenen Brauerei in der Innenstadt - sowie Rotkraut und Kartoffeln für die Beilagen.

Das "Schäuferla" benötigt etwas Zeit: Nach drei Stunden im Ofen ist das Fleisch wunderbar mürbe und kann mit der Gabel zerteilt werden. Zunächst aber schneidet Ihr die Speckschwarte karoförmig ein. Wichtig: Niemals in das Fleisch schneiden, denn sonst trocknet dieses aus - und das wollen wir nicht! Danach wird die Schwarte großzügig mit Salz, Majoran und eventuell mit etwas Kümmel eingerieben und in einen Bräter auf ein Bett aus Wurzelgemüse gesetzt. Noch flugs etwas Wasser angießen und dann drei Stunden im Ofen bei 180°C braten. Während der drei Stunden gieße ich immer wieder Wasser nach, welches sich langsam in eine Schmackhafte Sauce verwandelt. Die letzte halbe Stunde nutze ich dazu, die Kruste des Schäuferla immer wieder mit gutem dunklen Bier zu übergießen. Das gibt der Sauce und dem Fleisch den besonderen Kick. Aus dem Sud und dem Gemüse ist schnell eine tolle Sauce gekocht, und gemeinsam mit selbst gemachten Kartoffelknödeln und einem guten Rotkraut (Der Clou: Das Rotkraut wird mit Hiffenmark gewürzt) habt Ihr ein echtes, fränkisches Sonntagsessen auf dem Teller. Deftig, aber lecker.

Fränkisches Schäuferla mit Rotkohl und Kartoffelknödeln © Uwe Spitzmüller



Fränkisches Schäuferla mit Rotkohl und Kartoffelknödeln
(Für 4 Personen)

Zutaten
3 Schäuferla, ca. 1.200g
2-3 Karotten
1 Handvoll Petersilie
1 Lauch
1/4 Sellerie
1 Petersilienwurzel
2 Zwiebeln
1 Knoblauchzehe
etwas Majoran und Kümmel zum Einreiben
Salz
Wasser
etwa 200 ml dunkles Bier

Zubereitung
  1. Die Schwarte des Fleisches karoförmig einschneiden, dann mit Salz, Majoran und Kümmel einreiben. Wurzelgemüse, Zwiebeln und Knoblauch fein schneiden, Petersilie hacken. Die Schäuferla auf das Suppengemüse setzen, Wasser angießen und bei 180°C etwa 3 Stunden im Ofen garen. Wenn die Schwarte zu dunkel wird, mit Alufolie abdecken.
  2. Während des Bratens immer wieder Wasser nachgießen. In der letzten halben Stunde immer wieder mit dem Bier bepinseln.
  3. Die Sauce durch ein Sieb passieren, das Suppengemüse ausdrücken. Die Sauce binden.
  4. Das Schäuferla mit Rotkraut und Kartoffelknödeln servieren.
Fränkisches Schäuferla mit Rotkohl und Kartoffelknödeln © Uwe Spitzmüller
Die weitaus bekanntere fränkische Spezialität sind die Nürnberger Bratwürste - genauer gesagt die Nürnberger Rostbratwürste. Als solche dürfen nur bezeichnet werden, die innerhalb der Nürnberger Stadtgrenzen nach einem penibel reglementierten Rezept hergestellt wurden, das 1313 erstmals vom Rat der Stadt Nürnberg festgeschrieben wurde.

Und so sind neben hochwertigstem Fleisch nur Schafsdärme, Salz, Pfeffer, Majoran und Gewürze nach Wahl des Erzeugers zu verwenden. Viele der in Nürnberg ansässigen, uralten Wirtshäuser haben Jahrhunderte alte Rezepturen, die sie hüten und weiter traditionsbewusst pflegen. Serviert werden die Würstchen dabei nach strengen Vorschriften: Sie dürfen nur auf dem Grill gebraten, auf einem Zinnteller serviert und mit Sauerkraut, Kartoffelsalat, Meerrettich oder Gebäck angeboten werden. Und niemals 2, 4, 5, 7 oder 9. Immer nur 6, 8, 10 oder 12 Stück. Oder 3 im Weggla. Oder 2 rohe als G’hägg-Weggla. Da ist der Franke eigen (Wie auch bei der Plural-Bildung. Die korrekte Mehrzahl von einem “Dellerla” (=Teller) ist natürlich völlig logisch viele “Dellerli”). 

Ich habe Euch nun als spezielle Version echte fränkische Bratwürste mitgebracht. Diese sind größer als die kleinen "Nürnbergerle", die Füllung ist zudem deutlich gröber. Serviert werden die Bratwürste auf einem Sauerkraut, das mit Gin und etwas Rahm verfeinert wurde. Der Gin gibt dem Kraut eine sehr warme Note, der zugefügte Rahm erzeugt ein wohlig-warmes Mundgefühl. Ein wenig Kümmel verhindert allzu heftige Nebenwirkungen der Verdauung.

Fränkische Bratwürste mit Gin-Sauerkraut  © Uwe Spitzmüller
Fränkische Bratwürste mit Gin-Sauerkraut 
(Für 4 Personen)

Zutaten
4 Paar fränkische Bratwürste
Etwas Butterschmalz
800 g Bio-Sauerkraut
100 ml Gin
100 g Butter
1-2 TL Kümmel
200 ml Sahne
Salz, Pfeffer

Zubereitung
  1. Das Sauerkraut mit dem Gin und dem Kümmel in einer Sauteuse erhitzen, dann bei mittlerer Temperatur etwa 30 Minuten köcheln lassen. Dann die Butter und die Sahne zugeben und mit Salz und Pfeffer abschmecken.
  2. Die fränkischen Bratwürste in etwas Butterschmalz bei mittlerer Hitze langsam rundherum goldbraun braten. Tipp: Auch Würste dürfen rosa sein! Zum Braten eignet sich am besten eine schwere Eisenpfanne.


Viel Spaß beim Nachkochen!

Uwe von HighFoodality