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Gâteau Victoire

Familienzuwachs muss anständig gefeiert werden und wie ginge das wohl besser, als mit einem Schokokuchen? 
Obwohl, Schokokuchen ist vielleicht das falsche Wort, viel zu banal. Dieser Kuchen ist im Prinzip eine riesengroße Praline. Kein Gramm Mehl ist drin, dafür lauter gute Zutaten, die direkt von der Kuchengabel auf die Hüften wandern. Schokolade, Sahne, Zucker und Eier und zu guter Letzt noch ein ordentlicher Schluck Whisky ... Es muss sich ja schließlich auch lohnen, oder?

Wenn Ihr also...
  • noch mitten in der Fastenzeit oder
  • auf dem steinigen Weg zur Bikini-Figur seid oder
  • Schokolade gar für komplett überbewertet haltet
... Augen zuhalten, rückwärts rausgehen, nicht zurückschauen und morgen wiederkommen - Zack Zack! ;o)

Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen (ich weiß, ich hab's schon hundertmal geschrieben), verwendet für diesen Kuchen keine billige Kuvertüre oder Schokolade, das rächt sich ganz schnell. 
Der Geschmack mag zwar ganz ok sein, da geht aber noch viel mehr und zwar, wenn Ihr eine wirklich richtig gute Schokolade verwendet. Diesen Kuchen gibt es ja nicht jeden Tag (das ginge auch gar nicht, weil Ihr sonst binnen kürzester Zeit nicht mehr durch die Tür passen würdet), sondern er ist eher ein Feiertagskuchen oder auch ein schönes Dessert zu einem leckeren Menü, da darf es dann auch mal etwas Besonderes sein. 
Ich mag besonders gern Valrhona-Schokolade, aber natürlich kann es auch jede andere gute Schokolade sein - schaut einfach mal, was Ihr so bekommt. 

Im Originalrezept (dazu komm ich später noch) ist als Schnappes Rum, Cognac oder Port angegeben, da mein Mitesser aber ein begeisterter Whiskysammler und -trinker ist (in Maßen, nicht in Massen ;o) ), bot sich natürlich ein leckerer schottischer Single Malt an. Auch wenn ich selbst keinen Whisky trinke, die Kombination Whisky und Schokolade mag ich sehr gern und nutze jede Gelegenheit, die Whiskyvorräte meines Mitessers zu schmälern und hier und da einen kleinen Schluck (oder gern auch etwas mehr) an alle möglichen Schokoladendesserts zu geben.
Whiskytrinker werden es wissen, DEN Whisky gibt es nicht, die Palette der Aromen- und Geschmacksrichtungen ist besonders beim Single Malt nahezu endlos. Jede Region Schottlands bringt für sich typische Whiskys hervor, so dass hier es hier natürlich sehr darauf ankommt, den richtigen zu erwischen. Ein Schokoladendessert oder -kuchen, der mit einem rauchig-torfigen, evtl. gar nach Phenol schmeckenden Islay-Whisky aromatisiert wird, kann nix werden, da muss ein anderer ran. 
Einer meiner absoluten Favoriten für alle Schokogeschichten ist eigentlich der Balvenie, von dem mein Mitesser verschiedene Abfüllungen hat. Diesmal hab ich eine, in seinem Bestand noch sehr neue 15jährige Single Cask-Abfüllung verwendet und war ausnahmslos begeistert - perfekt!  Aber auch ein Springbank oder Mortlach würden super passen.

Beim Aufschlagen der Eier kommt es darauf an, wirklich bis zum Äußersten zu mixen. In der Rührschüssel unten sind nur die 6 Eier und der Zucker verquirlt, das Volumen sollte sich schlussendlich also vervielfacht haben. Ich kann das sehr schlecht einschätzen, aber ich würd sagen, dass es sich auf jeden Fall verzehnfachen sollte und erst richtig ist, wenn die Masse eine Zabaione oder souffléähnliche Konsistenz hat.

Natürlich bringt die ganze Mixerei der Eier nur etwas, wenn man beim anschließenden Unterheben der Schokoladenmasse wirklich vorsichtig ist und nicht zuviel rührt, seid daher wirklich behutsam und rührt lieber einmal weniger als zuviel.

Zutaten
340 g Schokolade 70%, gehackt
180 ml Sahne
50 ml Whisky (Balvenie Single Barrel 15 Jahre)
6 große Eier
100 g brauner Zucker
1 Prise Salz
Kakaopulver zum Bestäuben

Zubereitung
Den braunen Zucker mit einem Zerkleinerer so fein wie möglich mahlen. Je feiner er ist, desto besser und schneller löst er sich beim Mixen mit den Eiern auf.
Die Sahne in einem Topf erwärmen und die gehackte Schokolade darin bei geringer Hitze unter Rühren schmelzen. Whisky unterrühren und von der Platte ziehen.
In der Zwischenzeit mit dem Mixer die Eier, den gemahlenen braunen Zucker und das Salz solange schaumig mixen, bis die Konsistenz einer Zabaione ähnelt.
Langsam und behutsam die Schokoladenmischung unterheben und nur solange Rühren, bis sich alles miteinander vermischt hat. 

Die Masse in eine gebutterte und mehlierte Springform einfüllen und den Kuchen im auf 180°C vorgeheizten Backofen ca. 45 Minuten backen, bis die Masse gestockt ist.
Abkühlen lassen und beispielsweise mit einer Fruchtsauce (ein Himbeercoulis passt ganz hervorragend) servieren. 

Über das Rezept bin ich auf der Suche nach einem neuen "Chemo-Buch" gestoßen, als ich nämlich bei Amazon einen Blick in David Lebovitz' Buch "Ready for Dessert" geworfen habe. Anders als bei den meisten Kochbüchern, bei denen der Blick ins Buch oft aus dem Cover, Inhaltsverzeichnis, Impressum und Rückseite besteht, kann man hier schon richtig viele Rezepte einsehen. Fazit: Ist demnächst unbedingt an der Reihe!
Für alle, die es interessiert, bisher hab ich mir für die zurückliegenden Chemos folgende Bücher gekauft:
  • Nicole Stich - Geschenke aus der Küche
  • Hugh Fearnly-Whittingstall - River Cottage Everyday
  • Daniel Stevens und Hugh Fearnley-Whittingstall - River Cottage Bread 
  • Pam Corbin und Hugh Fearnley-Whittingstall - River Cottage Preserves
  • Pam Corbin - River Cottage Cakes  
  • Marcella Hazan - Die klassische italienische Küche
Das Buch für die nächste Chemo ist auch schon bestellt, diesmal wird es "Rezepte aus dem Obstgarten" von Valérie Lhomme sein - ich freu mich schon drauf! :o)

Nachtrag 
Ich hab völlig vergessen zu erwähnen, dass ich den Kuchen am nächsten Tag sehr viel leckerer fand, als am Tag des Backens. Er zieht dann über Nacht im Kühlschrank richtig durch und das Whiskyaroma entwickelt sich.